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Das spekulative Kapital (3)

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Nichts
exemplifiziert die Konstitution des Marktes und der Motivationen
heute mehr als die Spekulation. Der Drive, diese Art von derivativer
Wette permanent zu erzeugen, was gerade die euro-amerikanischen
Finanzmärkte seit den 1970er Jahren auszeichnet, hätte niemals in
diesen gewaltigen Dimensionen zirkulieren können, wenn es keinen
speziellen derivativen Rahmen gegeben hätte: Eine reale soziale
Entität, deren realness gefühlt und gewusst wird, weil sie die
motivierten Aktionen der Akteure bedingt, einrahmt, orientiert und
kanalisiert.

Die Frage
ist, wie „Wir“ zu diesem kollektiven Glauben an diesen Typus von
Totalität kamen, der als Vorlage für die Kreation von spezifischen
Märkten gilt. Wie produziert und reproduziert das finanzielle Feld
die kollektiven Agenten? Und wie führt das, was die Akteure an den
Märkten tun, zu einer Totalität namens Markt? Dabei ist die
Standardisierung und Formalisierung der Praktiken der Akteure Teil
der wichtigsten Strategien an den Märkten, die diese benutzen, um
sich selbst zu totalisieren.

Je stärker ein Markt institutionalisiert ist, desto sichtbarer wird er in der Öffentlichkeit. Die Trader können in diesem Raum der Operationen, welcher der Markt selbst ist, gegeneinander konkurrieren, sich assimilieren und schnell auf die Volatilitäten der bid-ask-Spreads und die Preisfluktuationen antworten, weil sie den Markt als eine (naturalisierte) Totalität je schon angenommen und vorausgesetzt haben. Dabei sehen die Trader eine Analogie zwischen dem, was sie tun, und einem professionellen Athleten, der, wenn er das Spiel mitspielt, die Totalität des Spiels annehmen und auf seine tief eingeschriebenen Sensibilitäten vertrauen muss, um das Spiel gut zu spielen.

Wie lässt sich nun der Derivatmarkt problematisieren? Wie sind die von den Akteuren ausgeführten kontingenten Transaktionen einzuschätzen, deren Vollendung von der kollektiv angenommenen Voraussetzung der Existenz eines Marktes vorhergesagt wird, welcher die Transaktionen mittels dieser Realisierungen produziert? Die dynamische Rekalibration der Derivate erfordert eine sozialisierte Subjektivität, die in dem Glauben der Marktteilnehmer besteht, dass es eine Totalität namens Markt gibt, selbst wenn dieser nur als ein abstrakter Raum für Kalkulationen angenommen wird, der ihre Motivationen anreizt und selbst noch ihre Körper durchquert. Die Derivatmärkte besitzen keine Tradition, sie sind das Resultat historisch singulärer Inventionen, deren Existenz von der Beschaffung der Liquidität nicht getrennt werden kann. Intrinsisch sind sie auf mikroökonomischer Ebene eine Nullsummenwette zwischen konkurrierenden Kontrahenten über eine extrinsische Angelegenheit.

Ein Derivatmarkt muss die eigenen Prinzipien seiner Formation gestalten und einsetzen. Es muss jetzt geklärt werden, wie das Ritual, das in die sozialen Relationen des Kaufens und Verkaufens eingeschrieben ist, performativ den Derivatmarkt objektiviert. Diese Performativität ist notwendigerweise prospektiv im Senden von bid und ask Preisen (welche die Liquidität einsetzt), retrospektiv aber in der Exekution eines Trades (der die Kontrahenten und die neuen Preisbewegungen einsetzt). Deshalb muss der Markt und seine Determination sowohl als ein System/Totalität als auch als eine Arbeit/Praktik von reflexiven Akteuren begriffen werden. Ein Markt ist ein spezifisc sozialer Raum, der für bestimmte Modi von Praktiken von Akteuren designt wird, i.e. Verhaltensweisen (der Gebrauch des spekulativen Kapitals, um risikobehaftete Derivate in die Zirkulation zu bringen), die durch die Konnektivität der kognitiven und motivierenden Strukturen (Wettbewerb, Selbstwertschätzung, Profit, Risiko) zusammengehalten werden, die diese Verhaltensweisen wiederum auch vorantreiben.

Die brennende Frage ist hier, warum die ökonomischen Determinationen zumindest zeitweise Märkte nach sich ziehen, die regulär und rational sind, aber dies eben nur partiell, insofern die Rationalität immer wieder von Phasen erhöhter (irrationaler) Volatilität abgelöst wird, die manchmal so hoch ist, dass die Liquidität verdampft und die systemischen Fehler der Märkte mit aller Konsequenz auftauchen. Warum sind dann also die Regularitäten der Märkte oft so irregulär? (Dabei gilt es auch an dieser Stelle wieder darauf hinzuweisen, dass der Markt keine Objekt-Kategorie, sondern ein Set von sozialen Relationen darstellt. Wird dies ignoriert, dann kommt es wie in der herrschenden Wirtschaftstheorie andauernd zur Naturalisierung des Marktes, insofern relationale Kategorien als Objekt-Kategorien behandelt werden, eine Art ontologischer Fehler. Ein wichtiges Feature, dass relationale Kategorien von Objekt-Kategorien unterscheidet, ist ihre soziale und historische Determination.)

Es gibt einiges mehr zu untersuchen, wenn man den Markt als eine soziale Relation fasst, als ihn lediglich als eine imaginierte Totalität zu analysieren. Relationale Kategorien wie der Markt werden nämlich in einer Art und Weise objektiviert und institutionalisiert, dass sie zur Totalität oder zum System führen. Die Kreation einer kollektiven, das heißt sozial imaginierten Totalität, benötigt die Konjunktion von quasi rituellen Formen der Objektivierung und Prozessen der Institutionalisierung, in denen auch die Konstruktion des finanziellen Habitus stattfindet. Wenn Derivatmärkte spezifische Instrumente von zirkulierenden Relationen qua Relationen sind, und zwar durch soziale Entitäten wie Verträge, dann muss der Markt, der dies bedingt, selbst eine Determinante sein.

Die soziale
Logik der Finance kreiert einerseits die generelle Form Markt, der
als ein totalisierender Rahmen für die spezifischen Sets der
Beziehungen fungiert, und formt andererseits die Konnektivität, die
für spezielle Märkte notwendig ist, an denen die Aktionen der
Akteure mit der Produktion dieser Märkte das Konzept des Marktes
reproduzieren.

Unter dem
Gesichtspunkt der konkreten sozialen Relationen sind die
Derivatmärkte als Prozesse zu verstehen, durch die die Akteure die
Totalitäten objektivieren, an denen sie partizipieren. Die Frage ist
nun, welche unsichtbaren Aspekt das Ganze namens Markt reproduzieren.
Die Reproduktion des Marktes ist die nicht-intendierte Konsequenz von
Aktionen, deren Wirksamkeit seine Existenz voraussetzt. Die
Derivatmärkte besitzen nicht nur eine oberflächliche
Performativität, die man an den Wetten beobachten kann, welche die
Derivate kreieren, sondern sie haben auch eine tief performative
Struktur, in der Aktionen in einem determinierten sozialen Imaginären
dieses oder jenes Marktes begründet sind, welches den Markt
bezüglich der Voraussetzung seiner Totalisierung stabilisiert und
reproduziert.

Die Finance
hält das Wort exotisch bereit, falls Derivate zum Zweck einer extrem
hrisikoreichen Profitmaximierung geschrieben werden, welche die
Vorstellungen der Akteure von den Grenzen des Marktes überschreitet:
Was oft wie eine surreale Tretmühle erscheint, ist die
Instandsetzung einer direktionalen Dynamik der Derivatmärkte, und
zwar nicht nur in Richtung der Steigerung des Leverage, sondern auch
hin zu einer steigenden Komplexität, insofern das Marketing der
Produkte des spekulativen Kapitals die konstante Expansion über die
Grenzen des Marktes hinaus erfordert. Jeder will, so formuliert es
ein Hedgefondmanager, ein Profitmonster werden. Dabei sind große
Unternehmen mit hohem Geldkapital, dem entsprechenden Knowledge und
hoher Interkonnektivität eindeutig im Vorteil.

Schließlich gibt es eine Form der Performativität, in und mit der jeder Marktteilnehmer den Markt imaginiert, nämlich ähnlich wie alle anderen auch. Die Technologien, die im Finanzsystem benutzt werden, vom High-Frequency-Trading über lernende Algorithmen bis hin zu den mathematischen Modellen, haben den Effekt, das den Märkten unterliegende Soziale, das der Reproduktion der Märkte dient, zu verschleiern und gleichzeitig die Sensibilität der Marktteilnehmer dahingehend zu erhöhen, dass sie eine objektive und quantifizierende Beurteilung ihres Verhaltens vornehmen. Der objektive Charakter de Technologie wird zu einem Simulakrum für den autonomen und objektiven Charakter des Marktes. Die Technologie verbindet die Akteure derart, dass sie die Technologie selbst als das Epizentrum ihres sozialen Lebens verstehen. Meistens wird dann angenommen, dass man keine andere Wahl hat, als stundenlang vor dem Bildschirm zu sitzen, auf dem die Charts, Kurven und Trades flackern. Insgesamt handelt es sich hier um eine anonyme Sozialisierung. Und dies involviert eine existenzielle Performativität, die Zuschreibung einer ganz spezifischen Sozialisierung, i.e. ein gegenseitig erwartetes Repertoire an Glaubensvorstellungen, Wünschen und strategischen Urteilen, die den Markt und das Verhalten der Marktteilnehmer betreffen, insbesondere auch bezüglich der Kontrahenten, deren Selbstrepräsentation nichts weiter benötigt als die elektronische Spur eines Trades an einem Bildschirm. Die Marktteilnehmer nehmen an, dass diese Strukturen reziprok und rekursiv seien, insofern die anderen ihr Verhalten in derselben Art und Weise wie das ihre gestalten würden, egal wie anonym die anderen auch sind, und dies selbst angesichts der Tatsache, dass die Transaktion, die auf dem Bildschirm erscheint, computergeneriert ist. Man nimmt einfach an, dass die Trading-Programme die intentionalen Absichten von Akteuren widerspiegeln. Die Trading-Programme und die Vorstellungen ihrer Programmierer haben wie die Ansichten der Trader einen generellen und standardisierten Gebrauchswert, den die Trader benutzen, um Tauschwerte zu gestalten und Profit zu erzielen.

Oft genug
wurde festgestellt, dass die Marktteilnehmer den Markt verdinglichen
und personalisieren und zudem die Marktbewegungen durch eine Reihe
von Metaphern beschreiben, aber was an diese Stelle entscheidend ist,
das besteht einfach darin, dass es eine Diskrepanz zwischen einer
abstrakten, asozialen Agency und einem alltäglichen Raum der Trader
gibt, in dem die Transaktionen und ihr Nutzen maximiert werden
sollen, wobei hier die soziale Totalität namens Markt vorausgesetzt
wird. Es geht darum, wie konkrete finanzielle Relationen in all ihrer
sozialen Spezifität eine soziale imaginäre Totalität produzieren
und reproduzieren. Dies ist der Markt als ein Mittel für den
rationalen, den Nutzen maximierenden Agenten. Aber solch ein Markt
hat niemals existiert, weil die Akteure intelligente und
institutionell koordinierte Konzepte und Dispositionen übernehmen
müssen, um überhaupt an den Märkten überleben zu können. Die
Märkte sind auf einer systemischen Ebene organisiert, sie sind
notwendigerweise mehr und anders als die Summe ihrer individuellen
Teile. Man kann die systemischen Eigenschaften der Märkte nicht
erfassen, indem man lediglich die Aktionen analysiert, die am Markt
stattfinden. Es ist zwar nicht so, dass die individuellen Aktionen
der Akteure unwichtig sind, sondern gerade weil sie eine differente
Dimension der sozialen Realität erzeugen, setzen sie eine bestimmte
sozioökonomische Struktur des Marktes und der Imagination über ihn
voraus. ,

Der
Finanzmarkt ist eine soziale Imagination, eine tief
institutionalisierte Imagination inklusive der Personen, die
Vertrauen in diese Imagination besitzen, und Körpern, die ein Wissen
inskribieren, plus ratifizierten Namen, registrierten Firmen und
einer kodifizierten Geschichte: Indem ständig der Glaube und das
Vertrauen problematisiert wird, rufen die Kommentatoren der märkte
ohne es zu wissen eine Performativität auf, die man normalerweise
der Religion zuschreibt: das Ritual. Für LiPuma ist der Markt damit
eine soziale Totalität, ein praktisch relationales Konstrukt und
eine Art analytisches Objekt, das durch die Wissenschaften
konstruiert wird.

Die
Totalität (des Marktes) ist für LiPuma nichts weiter als eine
ontologisch real-soziale Fiktion, fiktiv, weil sie kontingent und
sozial kreiert wird, und real, weil sie reale Weltereignisse
begründet. Dabei ist die Performativität nicht auf das Ritual oder
gewisse linguistische Ereignis begrenzt, sondern ist in der
Reproduktion aller sozialen Formen und Strukturen der Zirkulation in
der Ökonomie impliziert. Der Aufstieg der derivativen Logik als das
Prinzip der Produktion von Derivaten (basierend auf der Trennung und
Neuzusammensetzung von Kapital) bestimmt das generative Schema
(Gestaltung von exotischen Derivaten), das die Trader übernehmen,
welches wiederum dazu dient, die Derivatmärkte performativ zu
reproduzieren. Um die Zirkulation, die Zeitlichkeit der Reproduktion
und die Logik der finanziellen Praxis zu begründen, muss man die
Kraft des Risikos, der Unsicherheit und der Volatilität im Auge
behalten.

Das Ritual
eines finanziellen Ereignisses ist performativ erfolgreich, wenn es
die Integrität der Form oder Struktur de Märkte reproduziert und
damit die Liquidität aufrechterhält, egal welche Volatilität in
der Entfaltung der Zirkulation enthalten ist. Das Problem ist hier
die Reproduktion der Form einer Form, angesichts der Volatilität und
den Risiken/Unsicherheiten einer zukünftigen Volatilität sowie
bezüglich der Strategien, die in sie implementiert sind. Die
Performativität re-objektiviert die Form der Form, i.e. eine
transformierte Form, die ideologisch als Aufrechterhaltung der
Integrität und Identität des Marktes erscheint. Insofern die
finanzielle Zirkulation alle soziale Formen flüssig macht, müssen
diese Formen sich ständig selbst re-objektivieren. Die
Vereinheitlichung der Performativität und die Objektivierung führen
gemeinsam zu einer Rekonzeptualisierung der Totalität, die von
kristallisierten Formen zu solchen führt, die permanent
re-objektiviert werden müssen.

Dieser
kontinuierliche Prozess der Re-Objektivierung besitzt seine eigenen
sozialen Konsequenzen, i.e. die Formierung der Form ist positional,
perspektivisch und provisorisch. Ein Derivatmarkt ist provisorisch,
insofern seine Finanzierung, seine Agenten und die Liquidität sich
ständig verändern; er ist positional, insofern seine Definition als
Markt sich auf andere Märkte bezieht, und er ist perspektivisch,
insofern seine Integrität von den Positionen der Einzelnen, die sich
im finanziellen Raum befinden, abhängig ist. Die objektivierten
Formen dienen hier als reale und fiktionale Räume, in denen die
Geldströme hervorgebracht wie destabilisiert werden, und zwar
mittels der Performativität, die sie re-objektivieren. Es ist zudem
erforderlich, dass die Agenten ihren kollektiven Glauben an die
Integrität der Form trotz der destabilisierenden Effekte der
zirkulatorischen Kräfte beibehalten.

LiPuma
betont immer wieder das Problem der Funktionalität der Märkte und
des Derivativen. Wenn das Derivative als eine spekulative Wette
funktionieren soll, sei sie auf Kapital oder auf eine Sicherheit für
einen Kredit bezogen, der die Wette hebelt, dann benötigt man einen
energetischen Markt. Das Derivat besitzt nur dann einen Wert, wenn es
einen Markt gibt, auf dem es zirkulieren kann. Die Funktionalität
des Marktes hängt schließlich aber auch von der Bereitschaft der
Marktteilnehmer ab, angesichts einer unsicheren Volatilität einen
Strom an Liquidität zu produzieren. Der Markt ist eine reale soziale
Fiktion, welche die Agenten quasi automatisch durch ihren kollektiven
Glauben an ihn produzieren und reproduzieren. Die Vermischung des
Realen und des Fiktiven via des kollektiven Glaubens der Akteure
sowie das Vertrauen an die funktionierende Totalität zeigt an, dass
die Märkte einen performativen Aspekt besitzen. Die Liquidität
besteht hier in der Repräsentation des Sozialen auf dem finanziellen
Feld, was sich in der Objektivierung der Gegenpartei auf der einen
Seite und der Annahme des Risikos auf der anderen Seite des Deals
anzeigt.

Kommen wir
zu dem, was LiPuma das spekulative Ethos nennt. Dieses ist für ihn
ein Konzept, eine Disposition, eine Haltung gegenüber der Welt und
ein Maßstab für das Selbstinteresse, das die Marktteilnehmer dazu
bewegt, auf die Unsicherheit der Zukunft zu wetten. Die Spekulation
mit Derivaten repräsentiert eine neue Art und Weise mit der
Unsicherheit umzugehen und erfordert deswegen das spekulative Ethos,
mit dem es gelingt, die Spekulation zu bewerten und zu valorisieren.
Dies ist die oberflächliche Form einer sozioökonomischen Struktur,
in der die Bearbeitung von Risiken als eine notwendige, objektive und
nicht-persönliche Anforderung an die Akteure erscheint, mit den
herrschenden Konjunkturen zurechtzukommen.

Das
spekulative Ethos wird von denjenigen angetrieben, die als
Konkurrenten und Unternehmer manchmal sogar kreativ der Unsicherheit
begegnen und sie in Risiken transformieren, um Profite zu erzielen.
Es erhält seine Logik, Praktikabilität und Kohärenz vom Faktum,
dass die Kultur der Finanzialisierung den spekulativen Charakter
determiniert, der bewusst und oft enthusiastisch Wetten eingeht, um
Kapitalgewinne zu erzielen und symbolisch mehr als nur ein Stern
unetr vielen zu sein. Für die Trader von Derivaten setzt das
spekulative Ethos einen Impuls frei, der all ihre Immersion und
Sensibilität in Richtung Markt lenkt. Das Ethos vermittelt zwischen
der Spekulation als einem abstrakten Prinzip der derivativen Märkte
und der Spekulation als einer praktischen Angelegenheit für die
Teilnahme (als eine tauschbare Sensibilität).

Maschinen,
Modelle, Gesetze und die Positionen innerhalb der Unternehmen, das
heißt die techno-ökonomische Assemblage bestimmen die Maschinen des
Tradings und vermitteln die Expressionen der spekulativen Impulse der
Trader. Diese Assemblage in ihrer selbstreferenzielle Funktion, die
Impulse der Trader zu kanalisieren und zu begrenzen, macht erst die
Zentralität des Ethos kenntlich. Die Spekulation mit Derivaten
repräsentiert eine neue Art und Weise des Umgangs mit der
Unsicherheit, der geradezu nach einem Ethos ruft, um die Spekulation
zu bewerten und zu valorisieren.

Ein hohes
Level der Spekulation ist stets auf die Profitabilität der
Volatilität bezogen, solange die Unsicherheit an den Märkten die
Liquidität nicht verdampfen lässt. Die Spekulation fürchtet sich
nicht vor einem Gott, sondern vor der Abwesenheit der Käufer. Die
Partizipation der Akteure an Märkten, die Wetten gegeneinander und
die Definition von Kompetenz und wettbewerblichem Erfolg, der mit dem
quantifizierbaren Maß Geld gemessen werden kann, all das
überdeterminiert das, was LiPuma das spekulative Ethos nennt.

Das Konzept
Ethos bezieht sich zudem auf Sensibilitäten und Dispositionen, die
tief in die Personen eingelassen sind, ja definitiv Teil ihres Seins
und ihrer Verhaltensweisen sind, dass sie schließlich untrennbar von
diesem Sein sind. Das Ethos ruft keineswegs in einer mechanistischen
Manier ein bestimmtes Verhalten hervor, vielmehr ist es eine
kollektiv gehaltene und kollektiv zirkulierende Einstellung, die auf
ökonomische Aktionen drängt, die einen gravitationalen Druck auf
die Agenten ausüben, die aber auch immer der Gegenstand von diversen
Einflüssen bleiben. Das spekulative Ethos ist gewissermaßen auch
ein Lifestyle, der ganz bestimmte Dispositionen und Eigenschaften zum
Ausdruck bringt, um in einer bestimmten Art und Weise agieren zu
können, gerade indem er die Beziehung zwischen den Strukturen des
finanziellen Feldes und den Möglichkeiten eines Ereignisses
vermittelt. Mit der kollektiven Befürwortung verwertet es sich
selbst,

Die
Spekulation besitzt zwei Signaturen der Zeit, die sich auf das Risiko
beziehen: Es gibt eine intra-temporale Dimension, welche das Risiko
konsequent der Erzeugung, Bewegung und dem Marketing des Produkts
zuordnet, und es gibt eine inter-temporale Dimension, welche die
Kontinuität der systemischen Bedingungen sichert, die für die
Logistik, die Produktion und die Märkte notwendig sind. Die
Spekulation kann in beiden Zeitregistern existieren, die wiederum mit
zwei räumlichen Registern korrespondieren: Dem des Risikos, welches
das gesamte soziale Leben von der Arbeit bis hin zum Spiel betrifft,
und dem des wettbewerblich organisierten Risikos an den
Derivatmärkten selbst. Wenn das Risiko also solches eine zentrale
Position einnimmt, dann muss es sdas spekulative Ethos geben, dessen
Ursprünge bis zu den Anfängen des Kapitalismus und der Erzeugung
des relativen Mehrwerts zurückgehen, das aber heute unter der Matrix
der Derivatmärkte auf einem völlig anderen Plateau funktioniert.

Die
Spekulation mit Derivaten, die auf der Abstraktion der Risiken
beruht, repräsentiert ein neues Stadium der Unsicherheit, das nach
einem Ethos ruft, der die Spekulation bewertetet und valorisiert: Bis
hin zum Punkt, an dem das Risiko als notwendig, objektiv und
unpersönlich erscheint. Für die Trader liegt die Spekulation an der
Schnittstelle einer Kultur harter Arbeit, mathematisch kalkulierter
Risiko- und Rückfluss-Raten, der Kapazität, Derivate nuanciert
auszupreisen, und der Bereitschaft, äußerst riskante Risikowetten
einzugehen. Die Trader hebeln enorme Pools eines nomadischen,
opportunistischen und spekulativen Kapitals. Interessanterweise
versteckt sich das spekulative Ethos oft hinter sich selbst, insofern
die Annahme von den Derivatmärkten als rational reglementierte und
kalkulierende Maschinen weit verbreitet ist, womit vergessen wird,
dass der Handel an den Derivatmärkten eine Praktik im elementaren
Sinne des Wortes ist. Dabei ist immer ein kollektiver Exzess des
Vertrauens mit im Spiel sowie der Glaube der Marktteilnehmer, es
ginge bei jeder einzelnen Transaktion um die Möglichkeit ihres
Lebens. Bei der Spekulation geht es dagegen eher um ein kollektives
als um ein individuelles Verhalten, insofern monetäre Risiken von
den Einzelnen nur eingegangen werden, insofern diese voraussetzen,
dass andere dies auch tun und dass es stes Gegenparteien gibt, die
auf bestimmte Angebote von bestimmten Akteuren eingehen.

Heute werden
einerseits die Warenbeziehungen und Reproduktionsbedingungen (Häuser,
Gesundheit, Bildung etc.) immer weiter finanzialisiert, andererseits
geht es um den Aufstieg der Derivatmärkte und die Formen der
Abstraktion, der Logik und der Motivationen, die sie erzeugen. Häuser
wurden vor der Finanzkrise von 2008 zu finanziellen Assets
transformiert, ja zu Underlyings. Das spekulative Ethos wandelte sich
selbst zu einer neuen Klasse von Assets, als die Eigentümer lernten,
dass ihre Häuser selbst zu Brücken wurden, die den Status, wie man
jetzt ist, in den, wie man zukünftig sein wird, transformierten.

Die Frage
ist, warum in einem bestimmten Moment der Geschichte des Kapitalismus
das spekulative Ethos Mainstream wurde. Die Subjekte werden hier als
die Verkörperung einer self-fulfilling-prophecy vorgestellt, und
dies mittels neuer Mittel, die das Subjekt bewerten und valorisieren.
Das spekulative Ethos induziert und fördert ständig das Vertrauen
in die Märkte. Das spekulative Ethos, das die Trader ausführen, ist
das Produkt der Verkörperung eines Feldes, vermerkt LiPuma mit
Bourdieu, das heißt der Einführung der Strukturen der Märkte in
Strategien und Praktiken. Die Thematik der Spekulation oszilliert
andauernd zwischen der statistischen Kalkulation der Wissenschaften,
der transzendentalen Eigenschaft einer Species von finanziellen
Instrumenten, und einer Regularität, welche die Marktteilnehmer mit
ihrer Immersion in den Markt selbst herstellen. Genauso sieht es mit
dem Risiko aus, das zunächst als eine statistische Kalkulation
erscheint, beispielsweise in einem Portfolio at-risk. Die
mathematische Berechnung definiert das Level der Spekulation in einem
Portfolio, um die maximalen Kosten bei Verlusten vorherzusagen. Das
Risiko ist damit eine wichtige Eigenschaft von bestimmten
Finanzinstrumenten. Diese transzendentale Sichtweise besitzt ihre
Entsprechung in der Annahme, dass die Finance das Risiko durch
formale Gleichungen beherrschen und beziffern könne. Zu denken, dass
die quantitative Messung das Spekulative voll umfasst, würde aber
bedeuten, vom Modell der Realität zur Realität des Modells zu
gleiten.

Eine weitere
Dimension des Risikos beinhaltet die kulturellen Market-Maker, die
das Risiko als eine immanente Eigenschaft ihrer Praktiken des Tradens
annehmen. Dazu benötigen sie adaptive Potenziale, um
situationsbedingt das Risiko und das Level der Spekulation in einem
sich konstant verändernden Markt zu beherrschen. Die Spekulation als
eine kulturelle Form bezieht sich nun auf das Modell der Aktionen der
Agenten, insofern eine identifizierbare Regularität beschrieben
wird, und auf ein Modell ihres Verhaltens, insofern es die Aktionen
der Agenten lenkt und beeinflusst.

Bei Marx ist
nicht der Wert, wie LiPuma meint, sondern der in der Arbeitskraft
enthaltene Spread eine Arbitrage. Wenn Arbitrage bedeutet, einen
Vorteil aus einem simultanen und zugleich differenten Handel , das
heißt aus dem Auspreisen derselben Ware zu ziehen, dann folgt
daraus, dass der Mehrwert ein Beispiel für eine Wette repräsentiert,
die zwei verschiedene Werte hat. Der erste Wert ist der
durchschnittlich notwendige soziale Wert, der zweite ist der Surplus,
der durch die größere Produktivität einer neuen Innovation erzeugt
wird. Der Kapitalist zieht aus dieser Differenz einen Vorteil. Was
hier unterstellt wird, ist eine Identität zwischen Produktion und
Zirkulation, wobei sich die Arbitrage auf beide bezieht. Allerdings
ist heute eine Unterscheidung vorzunehmen, denn der
produktionsbezogene Kapitalismus zieht die Arbitrage aus der
Arbeitskraft, während der zirkulationsgetriebene Kapitalismus die
Arbitrage aus der Objektivierung des abstrakten Risikos zieht.

Für die
Finanzmärkte und die Spekulation ist die Beziehung zwischen
Temporalität und Volatilität zentral. Hedging ist eine Strategie,
welche Risiken kompensiert, indem man eine entgegengesetzte Position
zu einer am Markt existierenden Position einnimmt. Das Risiko oder
die Spekulation ist der luminöse Bereich, in dem die Märkte und
ihre Player die Volatilität und die Zeit in eine kalkulierte
Relation von Gewinn und Verlust bringen. Die Spekulation basiert
damit auf der Implikation, dass die Kreation einer spezifischen
Relation (zwischen einer objektiven, den Erfolg realisierenden
Transaktion und den Chancen für Gewinn und Verlust, welche durch
Volatilität und Zeit gegeben sind), ausschlaggebend ist, um das
monetäre Kalkül zu verstehen.

Dazu ist es
notwendig, die semiotische Hierarchie, die in den spekulativen
Transaktionen vorhanden ist, zu dekonstruieren. Jede spekulative
Wette beginnt mit einem Zeichen oder einer Instanz. Es geht darum,
wie die in den Derivaten anwesende Differenz eine Differenz macht.
Man kann das Risiko nicht identifizieren und managen, wenn man nur
ein singuläres Ereignis betrachtet, vielmehr muss man dafür das
Ereignis oder Zeichen typisieren. Um eine Kalkulation vorzunehmen,
müssen die Akteure das Zeichen mit Peirce als das „indexicol icon“
eines Typus annehmen. Und die Relation zwischen Zeichen und Typus
muss transparent sein, sodass beispielsweise ein currency swap mit
einem mathematischen Modell, das für Swaps erzeugt wurde, analysiert
werden kann. Zudem benötigt die mathematische Ableitung der
Preisbestimmung von Derivaten die Vorstellung von einem effizienten
Markt als Totalität. Die Bereitstellung eines geschlossenen,
sicheren und effizienten Raumes namens Markt trennt zum Einen die
Formen des Risikos von ihren generativen Kontexten, sodass
beispielsweise politische Ereignisse, welche die derivativen
Preisbewegungen beeinflussen, wie andere marktorientierte Risiken
behandelt und mit diesen vermischt werden können. Diese Art der
Dekontextualisierung erlaubt es den Akteuren inkommensurable Risiken
zu bündeln und auszupreisen, was LiPuma in mehreren Abschnitten als
abstraktes Risiko analysiert. Wenn man eine effiziente Totalität
voraussetzt, dann lässt sich wohl annehmen, dass alle Instanzen der
Preismodelle „indexical icons“ eines Typus sind. Ein Derivat,
z.B. ein Währungsswap, kann die projektierte Volatilität auf der
Basis dessen typifizieren, dass die zukünftige Volatilität die
vergangene Volatilität der im Derivat enthaltenen Relationalität
(Bspw. Dollar.Euro) reproduziert. Die Technologie des Risikos basiert
auf dem Leverage und der Konvexivität; das Objekt der Spekulation
ist die Volatilitätsfuntkion des abstrakten Risikos.

Für LiPuma
ist die Logik der Spekulation dreidimensional. Die erste Dimension
betrifft die soziale Ontologie, innerhalb derer jede Instanz einen
Platz einnimmt, der durch die Totalität gegeben wird. Zum zweiten
zeigt diese Logik, dass die Agenten eine Risiko-Position
identifizieren können. Die Unsicherheit wird in ein Risiko
transformiert und zugleich werden die weltlichen Quellen des Risikos
identifiziert und damit kommt es zur Aggregation verschiedener
Risiken.

Die Trinität
Ereignis, Typus und Totalität konstituiert Momente der
Objektivierung, die wiederum erzeugt wird, um die Prozesse der
Zirkulation zu beschleunigen. Wenn es einen Anker beim spekulativen
Kapital gibt, dann ist es die Feier des Risikos, gemessen in der
Volatilität des Derivats bezüglich des values at risk. Hinsichtlich
der Subjektivierung greift LiPuma auf die Habitus Theorie von Pierre
Bourdieu zurück und bemerkt, dass je mehr symbolisches Kapital für
die Anerkennung in einem bestimmten Feld benötigt wird, desto mehr
spezifische Arbeit wird auch zur Gestaltung der Karriere gebraucht.
Die Arbeit transformiert zum Epizentrum des Selbst. Dies wird noch
durch eine Sichtweise vorangetrieben, die das Unternehmen mit der
Selbstproduktion gleichsetzt. In der Finanzindustrie wurde in den
letzten Jahrzehnten definitiv ein neues Regime der Arbeit geschaffen.
Es gibt einen Strom von Arbeit, der sich von der Produktion hin zur
Zirkulation bewegt und dies in Richtung eines spekulativen,
kurzfristigen, moralisch indifferenten und ökonomistischen
Arbeitsregimes.

Der Habitus
referiert auf eine Realität, in der die Agenten, die ein soziales
Feld bewohnen, gerade durch ihre Teilnahme am Feld notwendigerweise
bestimmte Dispositionen, Sensibilitäten, Wertehiearchien und
generative Schemata des Denkens annnehmen. Die Agenten verkörpern
den Habitus des Feldes in einer Art und Weise, die durch die
Simultaneität und die Eingliederung des Kognitiven und des
Körperlichen bestimmt ist. Dabei befinden sich die Finanzunternehmen
in einem quasi schizophrenen Status, einerseits bedürfen sie der
Kollaboration, andererseits auch der Konkurrenz und das intern.

LiPuma
spricht von einer vollkommen monetarisierten Subjektivität. Es geht
um die Evolution eines spezifischen sozioökonomischen Modus der
Arbeit, dessen cutting edge, das im derivativen Trader verkörpert
ist, in der Kreation und Valorisierung einer Subjektivität liegt,
die auf der permanenten Akquierierung von Geld basiert. Die wichtige
Frage besteht hier darin, wie die kulturellen und ökonomischen
Bedingungen eine spezifische Struktur des Wünschens schaffen, mit
der das Geld als generatives Symbol für alle anderen Ambitionen
steht. Wie führt die Ziffer des Geldes zu einem indexical icon,
welches das Selbstwertgefühl und das Selbstverständnis einer Person
bestimmt, oder wie wird sie zur psychischen Trophäe eines
gewinnenden Teams, sodass die Generierung von Geld zur
ausschließlichen Motivation der Arbeit wird? Der Wunsch der Akteure
nach Geld und der Glauben, dass Geld das entscheidende, wenn nicht
einzige Objekt des Wunsches ist, das alle anderen Motivationen
überschreibt, erscheint als rational, weil die Sozialgeschichte der
Finance sowohl den Wunsch (Gier) als auch seine Interpretation
(animal spirits) naturalisiert und normalisiert hat. Für diejenigen,
für die das Geld einzig geltend für ihr Selbst ist, gibt es nie
genug Geld. Was die derivative Finance geleistet hat, das besteht
einfach darin, diesen Modus der Subjektivität zu valorisieren, indem
er mit der Liquidität des Marktes und der Spekulation als einem
sozialen Gut verbunden wurde. Für die Integration des Habitus gibt
es drei Phasen zu vermelden, nämlich die Abtrennung der Agenten vom
normalen Leben, eine Tradition, die auf der Verkörperung eines neuen
Ensembles von Ideen und Dispositionen besteht, und die Einführung
der Akteure in neue Wissenssysteme. Die Lebenszeit der Angestellten
wird nun zum Teil des Unternehmens und bestimmt über die Wünsche
und das Glück der Einzelnen. Es wird eine unhinterfragte Loyalität
zum Unternehmen und bis in das scheduling hinein ein Wille
unterstellt, immer erreichbar sein, wobei das Smartphone als ein
„iron link“ funktioniert, der einen an den Job anbindet.
Gleichzeitig werden die Angestellten in ihren Bankhäusern
kaserniert, indem man beispielsweise in-house Restaurants schafft, in
denen man sie isoliert, damit sie nur noch untereinander agieren.
Firmeneigene Car-Services, die als Privileg verkauft werden, aber
gleichzeitig dazu dienen, die Arbeitszeit zu verlängern,
kanalisieren die Geographie des Lebens. Freunde außerhalb der Banken
werden durch solche ersetzt, die innerhalb der Banken fungieren. Die
meisten Bankhäuser blockieren inzwischen für ihre Mitarbeiter den
Zugang zu den sozialen Medien. Die Message besteht hier darin, dass
die Akteure nur dann die volle Monetarisierung ihrer Subjektivität
erlangen können, wenn sie sich von sozialen Umgebungen fernhalten,
die ihre Arbeit stören könnten.

Hinzu kommt
die Erzeugung des Wettbewerbs, die auf nichts anderes abzielt als auf
die Produktion von Profit, was die Fixierung auf das Geld als dem
einzigen Maß für den Wert des Selbst noch verstärkt. Die
unerbittliche Fokussierung auf das Geld normalisiert und
naturalisiert diese Fixierung. Hierin sieht LiPuma ein Ritual
verkörpert. Die Finance pflegt die Weltsicht, dass im Raum der
Zirkulation alle Personen wie die Assets selbst kontingent und
disponibel sind. So werden gerade Personen aus den höheren Ebenen
ständig verschoben, von den Banken in die Hedgefonds, von den
Regierungen in Banken usw. LiPuma beschreibt das finanzielle Feld als
ein Venn-Diagramm, das sich aus einem Set von Kreisen mit
verschiedener Größe zusammensetzt, Kriese, die inhärent
durchlässigsind und sich extensiv überlappen. Sozial resultieren
daraus dichte Netzwerke von miteinander verbundenen finanziellen
Beziehungen.

In den
Finanzorganisationen selbst herrschen Gegensätze, sodass es durchaus
sein kann, dass die Trader eines Hauses gegen Produkte wetten, welche
die Broker den Klienten ihres Hauses verkauft haben. Trader sehen
wiederum die Quants als Nerds, denen jeder Spirit zum Traden fehlt.
Es gibt eine Volatilität in diesen Beziehungen selbst, die Spannung
zwischen einer Personifizierung eines mathematischen Modells, das nur
den rationalen Agenten kennt, und dem in der realen Zeit lebenden
Trader, der Informationen sammelt, die das mathematische Modell nicht
bereithält, und der hypersensibel für die Intensität und die
Größenordnung der Wellenbewegungen der Preise und der Volatilität
ist.

Das
finanzielle Feld und die Arbeitsplätze im speziellen sind
institutionell auf die Kompression der Zeit bezogen, insoweit die
Deals unter hohem Druck fabriziert, ausgetragen und realisiert
werden.

Für diejenigen, die ganz in die Finance integriert sind, hat die Abwicklung einer Deadline nach der anderen zur Folge, dass die Uhr und Kalender als Feind erscheinen, und auch dies exemplifiziert noch einmal die Kompression der Zeit. Die Unternehmen programmieren ihre Mitarbeiter darauf, dass sie die Geschwindigkeit der Transaktionen unhinterfragt hinnehmen, und zwar als Index des Werts der Arbeit und des Vertrauens und der Untergegebenheit dem Unternehmen gegenüber. Die zeitliche Struktur des finanzielle Arbeitsplatzes garantiert, dass die Akteure kaum noch freie Zeit besitzen, noch nicht einmal ihre Erfolge genießen können, egal wie die Qualität ihrer Performance ist. Das zentrale Moment liegt hier auf der Exploitation des Momentums, dem sofort die Liquidation des Momentums folgt. Dem widersprechen auch die Theorien von den animal spirits nicht, die selbst tief im Glauben an einen rationalen Agenten verwurzelt sind.

Foto: Bernhard Weber

Der Beitrag Das spekulative Kapital (3) erschien zuerst auf non.copyriot.com.


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