In den letzten
Wochen, die auf die Wahlen in Griechenland folgten, konnten wir die
Entfaltung eines totalitären und rechtsextremen Staates, der die
Existenz unserer selbstorganisierten und freien Strukturen sowie das
Leben der ärmsten und unterdrückten Teile dieser Gesellschaft
bedroht, beobachten.
Die neue Regierung
hat vom ersten Tag an ihr wahres Gesicht offenbart, indem sie die
Kontrolle über die Medien übernahm, das Ministerium für Migration
auflöste und dessen Zuständigkeit auf das Ministerium für
öffentliche Ordnung und dort unter der Verantwortung der Polizei
übertrug. Sie begann Massenverhaftungen von Menschen ohne "legale"
Papiere vorzunehmen, sie verschärfte die Grenzkontrollen und schob
die "illegalisierten" Menschen dann zurück in die Türkei
ab. Und sie verwehrte Flüchtlingen und Migranten den Zugang zum
nationalen Gesundheitssystem, indem sie ihnen die erforderliche
Sozialversicherungsnummer verweigerte. Dies hat auch unmittelbare
Folgen für den Zugang der Kinder zum staatlichen Bildungssystem, da
sie ohne Impfnachweise nicht die Möglichkeit haben, die Schule zu
besuchen.
Ein weiterer Aspekt
dieser Politik betrifft Exarcheia und alle Strukturen dieses
Stadtteils, die gegen dieses verfaulte, hierarchische und korrupte
System kämpfen. Ihr Plan ist es, den einzigen Ort in Athen, der sich
noch widersetzt, zu gentrifizieren und unter ihre Kontrolle zu
bringen. Unmittelbar nach der Regierungsübernahme gab es Angriffe
auf zwei Besetzungen von Flüchtlingen, „Notara 26“ und „Hotel
Oneiro“. Sie versuchten, die Wasser - und Stromzufuhr zu
unterbrechen, was dazu führte, dass Hunderte von Menschen Angst um
ihr Leben und ihre Freiheit bekamen.
Im Sp. Trikoupi
17 brachten wir Leben in ein völlig verwahrlostes Gebäude zurück,
das 15 Jahre lang leer gestanden hatte. Wir haben mit dem Bau von
Badezimmern und separaten Räumen begonnen, wir haben es geschafft,
ein Klassenzimmer und einen Spielplatz für die Kinder zu bauen, sie
zu unterrichten und ihr Leben farbenfroher zu gestalten. Wir haben
einen selbst organisierten Ort mit einer wöchentlichen
Vollversammlung und Arbeitsgruppen geschaffen, in dem wir alle
Entscheidungen über unser gemeinsames Leben und unsere Kämpfe
treffen, und zwar auf der Grundlage unserer antiautoritären,
antirassistischen und feministischen Werten und Prinzipien.
Wir
von unserer Seite aus solidarisieren wir uns mit jeder
selbstorganisierten Struktur, Hausbesetzung oder jedem sozialen Ort,
an dem wir weiterhin für eine andere und bessere Gesellschaft
streiten und kämpfen. Eine Gesellschaft, in der Solidarität,
Gleichheit und Selbstorganisation die Grundsätze und Ziele der
Gesellschaft sein werden. Wir werden uns nicht ergeben, wir werden
uns gegen den Wunsch des Staates wehren, uns zu zerstören und zu
vernichten.
Wir bitten um Eure
tatsächliche und aktive Solidarität, wie Ihr sie uns in all den
Jahre erwiesen habt. In diesem Kampf müssen wir alle zusammenstehen,
vereint für unsere Ideen und gegen alle inhumanen
Repressionsmaßnahmen, mit denen sie versuchen uns zu besiegen. Wir
bitten um die Unterstützung der Gesellschaft, der Nachbarschaft und
der politischen Kollektive, die uns nahe stehen.
Eure repressive
Politik wird nicht durchkommen.
Man kann eine
Bewegung nicht räumen.
Wir werden gemeinsam
kämpfen, lebendig und frei.
Die Solidarität
wird siegen.
Die Besetzer*innen
von Spirou Trikoupi, einem Squat für Migranten und Refugees in
Exarchia
Anmerkungen
Die Übersetzung
erfolgte sinngemäß aus der Version, die auf squat.net
veröffentlicht wurde
https://en.squat.net/2019/08/14/athens-statement-from-spirou-trikoupi-17/
Zur Entwicklung
in Griechenland siehe auch die bisherigen Beiträge:
Der Beitrag Erklärung der Besetzer des Spirou Trikoupi Squat in Athen erschien zuerst auf non.copyriot.com.