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Der funktionelle Psychopath – Wahn von der Stange (erweiterte Fassung)

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Der funktionelle Psychopath – Wahn von der Stange

Die seit dem Jahre 1980 im Zuge der neoliberalen Transformationen stattfindenden Umstrukturierungen waren es auch, die das finanzialisierte Risikosubjekt in die Individuen introjizierten, womit der autoritäre Charakter und der narzisstische Typus schleichend, aber doch in einer kurzen historischen Zeitspanne abgelöst wurden, wobei das finanzialisierte Subjekt den narzisstischen Charakter übersteigt, erweitert und transformiert, bis es schließlich den funktionellen Psychopathen verkörpert, der allerdings nicht mit dem klinischen Bild des Psychopathen verwechselt werden darf, obgleich gerade die Repräsentanten der herrschenden Klasse (Manager, Anwälte, Broker, Politiker, Ärzte etc.) diesem Bild doch inzwischen manchmal gefährlich nahe kommen. So ist der Beobachtung des Psychologen Götz Eisenberg durchaus zuzustimmen, dass heute die meisten Psychopathen keineswegs in den Psychatrien einsitzen, sondern frei auf der Straße herumlaufen und zu allem (Un)Glück die von ihnen selbst gefeierte Erfolge in ihren jeweiligen Berufen nachweisen können. Funktionelle Psychopathen operieren in ihrem Alltag meistens hyper-effizient und besitzen Eigenschaften wie unbedingte Fokussiertheit und eine übersteigerte Egozentrik, zudem den unaufhörlichen Hang zur Optimierung der eigenen Selfishness, die von einer subtilen Profilierungsartistik bis hin zur mörderischen Skrupellosigkeit reicht, sie mobilisieren die Anteilnahme anderer als ihr ureigenes Privileg, das rein der eigenen Gewinnoptimierung und dem endlosen Streben nach Singularität dient, welche wiederum aus den Angeboten der Marketingindustrie für die Bezieher höherer Einkommen zusammengeschustert ist; sie leben die Unaufrichtigkeit, die Korruption und das herrische Auftreten bis in die Haarspitzen hinein, bleiben dabei aber eine vielseitige und experimentierfreudige Persönlichkeit, und dies alles geschieht angeblich im Rausch völliger Spontaneität, deren Fleisch gewordene Realität heute in ungefähr das Kunstprodukt Donald Trump darstellt. Im Weißen Haus weiß angeblich noch nicht einmal der innere Kreis, was Trump im nächsten Moment tweeten wird, es herrscht die rein kurzfristige Dezision als Chance zum clownesken Narzissmus und zugleich zur Unaufrichtigkeit, die bei Trump anscheinend das innere Wachstum immer weiter befördert, den Überfluss jenes Selbst, das noch seinen letzten Furz als eine wenn auch niederträchtige Kreativität verkaufen will. Das über alle Medien hinweg erfolgreich und zugleich hysterisch zirkulierende Seelenwunder ist heute die psychopathische Authentizität, die dem Erfolgreichen den inneren Lebensraum öffnet und freigibt, ihn aber in gewisser Weise auch kolonisiert, aber nicht zu weit einengt, sondern ihm weiterhin die Möglichkeit gibt, sich als Selbstversicherer des eigenen Seelenlebens bei sich selbst anzustellen, ein Dienst, dessen Endlosigkeit den gewünschten Lebenssinn quasi im Takt eines Fließbands hervorbringt. In der Tendenz will jetzt noch jeder zum Egokraten seines Selbst werden.


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