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Classwar – Ein Aufruf aus dem Westen von Paris

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Unsere Westen sind keine Straßenverkehrssicherheitswesten mehr, sie sind zu einem Zeichen der Sammlung für eine Bewegung geworden, die die etablierte Ordnung global herausfordert. Der Grund, warum sie glitzern, ist nicht, die Behörden über Notfälle oder soziale Notlagen zu unterrichten. Wir haben sie nicht dazu benutzt, etwas von der Macht zu verlangen. Das Gelb unserer Westen ist nicht das Gelb, das normalerweise die Arbeiterbewegung an den Verrat erinnert. (1) Die Farbe dieses Kleidungsstücks ist die des Lava des Zorns, die der Vulkan der sozialen Revolution, der zu lange inaktiv war, wieder auszuspucken beginnt. Sie ist nur gelb, weil sie das Rot umarmt.

Unter diesem Namen "Gelbe Westen" wacht ein Titan, gerade noch taumelnd, aus dem Koma auf, in das er mehr als vierzig Jahre lang versetzt wurde. Dieser Koloss kennt seinen Namen nicht mehr, erinnert sich nicht mehr an seine glorreiche Geschichte und kennt nicht mehr die Welt, in der er seine Augen öffnet. Doch während er sich selbst wieder zum Leben erweckt, entdeckt er die Dimension seiner eigenen Stärke. Worte werden ihm von falschen Freunden, Gefängniswärtern seiner Träume, zugeflüstert. Er wiederholt sie: " Frankreich", " Volk " und " Bürger "! Aber indem er sie ausspricht, sorgen die Motive, die verwirrend aus den Tiefen seiner Erinnerung wieder auftauchen, für Verwirrung. Diese Worte wurden in den Gossen des Elends, auf Barrikaden, auf Schlachtfeldern, bei Streiks, in Gefängnissen verwendet. Weil sie aus der Sprache eines gewaltigen Gegners stammen, des Feindes der Menschheit, der seit zwei Jahrhunderten meisterhaft mit Angst, Gewalt und Propaganda umzugehen weiß. Dieser tödliche Schurke, dieser soziale Vampir, ist der Kapitalismus!

Wir sind nicht diese "Schicksalsgemeinschaft", stolz auf ihre "Identität", voll von nationalen Mythen, die sich dem sozialgeschichtlichen Wandel nicht entziehen konnte. Wir sind keine Franzosen.

Wir sind nicht diese Masse von "kleinen Menschen", die bereit sind, mit ihren Meistern zusammenzuarbeiten, solange sie "gut regiert" sind. Wir sind nicht das Volk.

Wir sind nicht dieses Ansammlung von Individuen, die ihre Existenz nur der Anerkennung des Staates und seiner Aufrechterhaltung verdanken. Wir sind keine Bürger.

Wir sind diejenigen, die gezwungen sind, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, um zu überleben. Diejenigen, aus denen die Bourgeoisie den größten Teil ihrer Gewinne schöpft, indem sie sie dominiert und ausbeutet. Wir sind diejenigen, die vom Kapital in seiner Überlebensstrategie zertrampelt, geopfert und verurteilt werden. Wir sind diese kollektive Kraft, die alle sozialen Schichten abschaffen wird. Wir sind das Proletariat.

Im Bewusstsein unserer historischen Interessen warnen wir davor:

- Die Bewegung der 'Gelben Westen' wird besiegt, wenn sie weiterhin glaubt, dass die Interessen der Arbeiter mit denen der Bosse vereinbar sind. Diese Illusion verursacht bereits erheblichen Schaden, weil Macron sie benutzt, um den Protest gegen die Ausgebeuteten zu schwächen. Die armen Kapitalisten - zu Recht als arme Kapitalisten dargestellt: Kleinunternehmer, Handwerker und andere selbständige Unternehmer - Opfer sozialer " Lasten ", würden angeblich das gleiche Schicksal teilen wie ihre Arbeiter. Sie sollten daher generell verschont bleiben, und wir sollten nur von den Reichsten und Mächtigsten unter ihnen Almosen verlangen. Dies erlaubt es der Macht, uns zu verhöhnen, während sie vorgibt, auf die Forderungen zu reagieren. Die angebliche Erhöhung des Mindestlohns ["SMIC"] wird nur von Lohnarbeitern bezahlt. Die Entscheidung, die Erhöhung des "CSG" ["Allgemeiner Sozialbeitrag"] aufzuheben, verdeckt die Beibehaltung der Kürzungen der Altersrenten für die Ärmsten.

-
Basierend auf diesem verzerrten Ansatz argumentiert eine Fraktion der
'Gelben Westen', dass ein Staat, der weniger ausgibt, die Steuerlast
für Unternehmen senken, die Wirtschaftstätigkeit ankurbeln und eine
Win-Win-Situation für alle schaffen würde.... Das ist ein schäbiges
Märchen. Denn nicht der Staat unterdrückt die kleinen Kapitalisten,
sondern in erster Linie das Wettbewerbsgesetz, das sie ausmacht und
dank dem sie Marktanteile gewinnen, d.h. sich entfalten können. Das
soziale Problem wird also von der Bewegung zu unrecht so dargestellt,
dass der "schlecht regierte Staat" anstelle des
kapitalistischen Systems ins Visier genommen wird und damit das
Programm der Regierung zur Demontage des "Sozialstaats" im
Namen der "Optimierung des öffentlichen Handelns"
bekräftigt wird. Die Politik der sozialen Räuberei, die
Umverteilung von den Reichen an die Armen, die bisher über die
sozialen Sicherungssysteme und die öffentlichen Unterstützungen
durchgeführt wurde, wird dadurch ironischerweise verstärkt. Ebenso
seien daher Maßnahmen zur Senkung des Gesamtlohns durch Senkung der
Lohnfortzahlung (Alter, Arbeitslosengeld, usw.) gerechtfertigt. Es
geht darum, den eigenen Arsch zu retten.

-
In diesem Zusammenhang, der die Betonung auf das wirtschaftliche
Gleichgewicht legt, solange es gut verwaltet wird, kann das, was mit
der Ökonomie nicht stimmt, nur von außen herbeigeführt worden
sein: der Steuerstaat, die Europäische Union, die "kosmopolitische"
"Finanzierung" (und dahinter werden manchmal die "Juden"
und "Illuminaten" benannt), die Einwanderer. Das
Missverständnis oder die Weigerung, diese offenkundige Wahrheit
zuzugeben, dass sich der Kapitalismus - als ein System, das Reichtum
aus der Ausbeutung menschlicher Arbeit erzeugt - in der Krise
befindet, lässt viel Raum für reaktionäre Formen der Sicherung der
herrschenden Ordnung. Zehn Jahre rechtsextremer Aktivismus im
Internet üben großen Einfluss auf diesen selbstmörderischen
Zustand der Verwirrung aus, in dem viele 'Gelbe Westen' glauben, dass
sie so eine Lösung für ihr Leiden finden könnten.

-
Unter diesen "Lösungen" ist das „Referendum der Bürger“
(RIC) , das lange Zeit von der "fachosphère" ["extrem
rechte Einflussgruppen, vor allem im Internet und in sozialen
Netzwerken"] propagiert wurde und schließlich die Anhänger von
Mélenchon zusammenführte, ein Schwindel, der es ermöglicht, die
soziale Frage unter einer institutionellen Hülle zu verbergen. Diese
demokratische Übereinkunft würde nichts lösen, auch wenn sie
angenommen werden würde. Es würde nur die Belastbarkeit dieses
Systems der Repräsentanz erhöhen und gleichzeitig das Verhältnis
zwischen den sozialen Klassen - ihre Bedingungen wie auch ihre
Interessen - mit einer zusätzlichen Stärkung des
„Rechtsreformismus“, jenes armseligen Verwandten des bereits
illusorischen „Wirtschaftsreformismus“, aufrechterhalten. Es wäre
gleichbedeutend mit einer direkteren Unterstützung der alltäglichen
Versklavung.

Im
Hinblick auf unsere Hauptaufgaben stellen wir fest:

-
Die Bewegung der 'Gelben Westen' endet an den Werkstoren, d.h. dort,
wo die totalitäre Herrschaft der Unternehmer beginnt. Dieses
Phänomen ist das Ergebnis verschiedener Faktoren. Erinnern wir uns
an drei von ihnen: 1) Die Atomisierung der Produktion, bei der eine
große Anzahl von Arbeitnehmern in (sehr) kleinen Unternehmen
arbeitet, in denen die Nähe zum Arbeitgeber einen Streik sehr
schwierig macht. 2) Die sozial prekäre Situation eines großen Teils
der Arbeitnehmer, die ihre Fähigkeit, Kämpfe am Arbeitsplatz zu
bestehen, ernsthaft beeinträchtigt. 3) Ausschluss und
Arbeitslosigkeit, die viele Proletarier aus der Produktion verdrängt
haben. Ein großer Teil der 'Gelben Westen ist von mindestens einer
dieser drei Bestimmungsarten direkt betroffen.

-
Die andere Gruppe der Lohnempfänger, die in Großunternehmen
arbeitet und eine höhere Arbeitsplatzsicherheit (unbefristete
Verträge und Status) hat, scheint verstrickt zu sein, sodass die
starke Kraft der Bewegung hier wie eine Welle auf dem Felsen bricht.
Eine Sonderbehandlung, bestehend aus Managementeffizienz und
beschämender Kooperation der Gewerkschaften, ist diesem Teil der
Erwerbsbevölkerung vorbehalten. Die Bourgeoisie hat verstanden, dass
diese Kategorie von Arbeitern die Macht hat, im Herzen der
kapitalistischen Produktion durch den unbefristeten Generalstreik
wirklichh effektiv zu streiken.. Deshalb konsolidiert sie die
Befriedung, indem sie Lutscher in Form von "außergewöhnlichen
Jahresabschlussboni" verteilt.

Im
Bewusstsein unseres Anliegens bestätigen wir:

-
Dass wir uns in den Rufen der 'Gelben Westen' von Alès, Commercy und
Saint Nazaire (2) wieder erkennen, deren Anliegen es ist, jede
hierarchische Organisation, jede Repräsentation abzulehnen und die
Kapitalisten ins Visier zu nehmen, dies sind für uns Markierungen
des Weges.

-
Die ideologischen, organisatorischen und gewerkschaftlichen Fesseln
durchbrechen zu wollen, die die Bewegung der 'Gelben Westen' aus dem
Produktionsprozess heraushalten. Wir müssen die außerordentliche
und entschlossene Kraft dieser Bewegung nutzen, um das zu erreichen,
was Millionen ausgebeuteter Menschen seit so vielen Jahren wollen,
ohne es jemals geschafft zu haben: die Produktion von innen heraus zu
lähmen, über Streiks und deren Koordination in Generalversammlungen
zu entscheiden, alle Kategorien von Arbeitnehmern zu vereinen, mit
dem gleichen Ziel, das kapitalistische System zu stürzen und den
Produktionsapparat wieder zu übernehmen. Lasst uns der
hierarchischen, kapitalistischen und staatlichen Unterdrückung ein
Ende setzen.

(1)
Eine Anspielung an die „gelben Gewerkschaften“, unter denen man
Unternehmerfreundliche Organisationen der abhängig Beschäftigten
versteht.

(2)
Appell der Versammlung von Commercy.
https://de.labournet.tv/die-versammlung-der-versammlungen

Anmerkungen:

Dieser
Text erschien am 18. Februar auf Paris Luttes Infos:
https://paris-luttes.info/appel-de-gilets-jaunes-de-l-est-11521?lang=fr,
eine englische Version am 26. Januar auf libcom:
https://libcom.org/news/call-yellow-vests-paris-east-side-26012019

Sebastian
Lotzer, 28. Januar 2019

Der Beitrag Classwar – Ein Aufruf aus dem Westen von Paris erschien zuerst auf non.copyriot.com.


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